“Roßlau, den 29. Januar 1911 Die nachstehend Unterzeichneten haben in der heute im Restaurant “Zum Weinberg” abgehaltenen Versammlung die Gründung eines Bienenzüchtervereins für Rosslau und dessen Umgebung beschlossen und erklären sich durch Abgeben der Unterschrift bereit, dem gegründeten Verein als Mitglieder anzugehören. Rudolf Wernicke, Roßlau, Elbstr. 20 Friedrich Laas, ..., Burgwallstr. 29 Franz Hübner, ..., Poetschstr. 14 Josef Tarnowski, ..., Zerbsterstr. 8 H. Fräßdorf, ..., Elbstr. 60 August Krüger, ..., Schloßstr. 48 August Schreier Richard Krüger, ..., Hauptstr. 6 Carl Irmer, ..., Schloßstr. 21 Wilhelm Frenkler, ..., Schloßstr. 25 Hermann Schulze, ..., Zerbster Str. 50” Otto Krüger, ..., Schloßstr. 46 Friedrich Gummel - Mühlstedt Galle Weichensteller - Roßlau
1860 Im Jahr 1860 hatte Roßlau nur 1.800 Einwohner. Mit der Industrialisierung erfuhr die Stadt einen enormen Aufschwung. 1890 Die Bevölkerung wuchs an bis auf 17.000 Einwohner! Bienenwirtschaft wurde zu dieser Zeit als Korb-Imkerei verstreut in den Dörfern betrieben. Der Bevölkerungszuwachs brachte auch etliche Bienenzüchter in die Stadt, die bald zur Entwicklung ihrer gemeinsamen Interessen den Zusammenschluss anstrebten. 29.01.1911 Am 29.01.1911 findet in der Gaststätte „Am Weinberg“ die Gründungsversammlung statt. 14 Imker sind daran beteiligt und wählen einen provisorischen Vorstand. Die Gründungsversammlung beschließt: 1. Name des Vereins: “Bienenzüchterverein Roßlau und Umgebung” 2. prov. Vorstand: Vorsitzender - Frenkler, Stellvertr. - Wernicke, Schriftführer - Tarnowski 10/1911 1. Hauptversammlung mit offizieller Wahl eines Vorstandes. Wilhelm Frenkler wird der erste Vorsitzende von jetzt 18 Imkern mit 121 Bienenvölkern. 10/1914 Unterbrechung der Vereinsarbeit wegen des ausgebrochenen 1. Weltkrieges ab 1917 jährlicher Zuwachs von 3-5 neuen Mitgliedern ab 1918 Schwierige Nachkriegszeit: Mitgliederzuwachs erfolgt, allerdings oft um sich ein Zubrot zu erwirtschaften – der Verein rückt in den Hintergrund. 1923 42 Mitglieder mit 392 Völkern Der Vorsitzende (Postbeamter) wird nach Raghun versetzt. Lehrer Schwarzbach wird neuer Vorsitzender, Frenkler wird in Anerkennung seiner Verdienste Ehrenvorsitzender. 1925 Der Verein steht kurz vor der Auflösung, Übernahme des Vorsitzes durch das Gründungsmitglied Friedrich Gummel. 1930 Gummel verzieht, Schwarzbach wird wieder Vorsitzender 1931 20-jähriges Jubiläum (Ehrengäste Frenkler und Gummel), jetzt nur noch 22 Imker 1933 Vorstand tritt wegen finanzieller Differenzen zurück. Schriftführer Otto Franke wird zum Vorsitzenden gewählt und organisiert in den Folgejahren eine zielstrebige Vereinsarbeit. 1934 Erstmals wurde die Anwanderung von Trachten dokumentiert, Aufbau eines vereinseigenen Gemeinschaftswanderwagens, Zuchtarbeit mit der Italienerbiene 1937 500 Bienenvölker und ein Ertrag von 12 kg/Volk 1939 Mit dem 2. Weltkrieg beginnt eine schwierige Zeit. Imker werden eingezogen und können die Bienen nicht betreuen. 1940 „Katastrophenjahr“: nasses, kaltes Wetter – kein Honigertrag, die Bienen müssen gefüttert werden. Das wiederholt sich ähnlich 1943. 1945 Es gibt es noch 120 Bienenvölker im Verein. Der Wanderwagen mitsamt 40 Völkern ist abgebrannt. Völker verhungern, Zuchtarbeit ist unterbrochen – die Bienen verbastardisieren. Wahl eines neuen Vorstandes, Vorsitzender Otto Will 1947 trotzdem bereits wieder 46 Imker 1948 Vorsitzender Will legte sein Amt wegen Überlastung nieder, der frühere Vorsitzende Franke wird wieder gewählt. 1949 52 Mitglieder, Imker werden Sparte des Verband der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter (VKSK) 1950 Wieder Bemühungen um gelenkte Zucht, jetzt mit der Carnica-Biene/Linie Alba 1957 Einrichtung einer Belegstelle am Spitzberg 1961 50. Gründungsjubiläum: 57 Mitglieder mit 600 Völkern und 10 Wanderwagen 1964 verstirbt Otto Franke - Günther Schuckert wird Vorsitzender 1968 In der Landwirtschaft setzt sich die Großflächenwirtschaft durch: die LPGen des Kreises Roßlau betreiben Saatgutvermehrung für den RGW - die Bienen werden zur Bestäubung gebraucht – gute Honigerträge und Bestäubungsprämien! ca. 1969 Die Sparte betreut einen Schulbienenstand (Günther Schuckert) am Elbzollhaus, später eine weitere Jugendgruppe (Wolfgang Klinger), beides bis 1990. 1975 Kurt Zernick wird zum Vorsitzenden gewählt 1977 Walter Reichelt wird Vorsitzender, neuer Anlauf zur züchterischen Verbesserung des Bienenbestandes 1977 Zu Forschungszwecken wurden von Wissenschaftlern des Bieneninstitutes Oberursel asiatische Honigbienen (Apis cerana) nach Deutschland geholt. Mit ihnen im Gepäck kam die Varroamilbe nach Europa. 1983 Belegstelle in Luko mit der Carnica-Linie Born: die reinrassigen Bienen erweisen sich als sanftmütig und leistungsfähig, Honigertrag steigt auf ca. 30 kg/Volk 1988 auch bei den Roßlauer Imkern erste Völkerverluste durch die Varroamilbe 1990 Der VKSK und seine Sparten werden aufgelöst, Roßlauer Imker bilden den „Imkerverein Roßlau und Umgebung 1911 e.V.“ und wählen Reiner Schulze zum Vorsitzenden. Der Verein hat jetzt 37 Imker mit 600 Völkern, 1993 nur noch 23 Imker mit 208 Völkern. Durch Reprivatisierung der Landwirtschaft Wegfall der großen Saatgutschläge, aber wieder Rapsanbau rund um Roßlau. 1995 Wolfgang Klinger wird Vorsitzender 1999 Walter Reichelt wird Vorsitzender 2005 Es ist die schleichende Auflösung des Vereins zu befürchten: nur noch 20 Mitglieder mit 180 Völkern, seit Jahren kein Zuwachs mehr und fortschreitende Überalterung. Reiner Schulze wird wieder zum Vorsitzenden gewählt und es werden Maßnahmen zur Stabilisierung des Vereins beschlossen: jeder will nach seinen Möglichkeiten beitragen, Bienen, Imkerei und Verein wirksamer öffentlich darzustellen, um so Interesse zu wecken. Wegen der Überalterung lastet die hauptsächliche Arbeit auf nur wenigen Mitgliedern. ab 2005 Einrichtung eines Schaufensters in der Dessauer Straße und Veröffentlichung von Pressemitteilungen durch den Schriftführer 2008 Bildung einer Züchtergruppe durch den 2. Vorsitzenden und Zuchtobmann des Landesverbandes Ekkehardt Hermann: angestrebt ist die Zucht und Verbreitung einer sanftmütigen, leistungsstarken und widerstandsfähigen Carnica-Biene, aufbauend auf den bundesweit neusten züchterischen Ergebnissen 2008/2009 Aufbau und Eröffnung des „Roßlauer Bienenlehrgarten“ durch den Schriftführer Josef Plicka auf seinem Stand. Nach dessen Ableben im Jahr 2010 wurde der „Roßlauer Bienenlehrgarten“ geschlossen. 2009 Erster Kurs „Probe-Imkern“: von den 21 Absolventen treten 7 dem Roßlauer Verein bei, die anderen stärken zahlenmäßig und als Verjüngung umliegende Vereine – ein Durchbruch! Der Verein stabilisiert sich und hat nun 30 Mitglieder. Die Toleranzbelegstelle Hundeluft im Naturpark Fläming wird unter Regie des 2. Vorsitzenden mit Drohnenvölkern aus Spitzenzuchten aufgebaut und bewährt sich im Probedurchlauf – offizielle Eröffnung zur Saison 2010 geplant. 2010 Die Belegstelle 14/2 Hundeluft in Naturpark Fläming wird eröffnet. 29.01.2011 100. Gründungsjubiläum des Imkervereins Roßlau und Umgebung 1911 e.V. 2011 Ab dem Jahr 2011 wird die Neuimkerausbildung von Uta Rauch mit ihrem Team (Wolfgang Lübeck, Rüdiger Gärtner u.a.) durchgeführt. Das wirkt sich positiv auf die Mitgliederzahlen aus. Die Arbeit auf der Belegstelle 14/2 wird erfolgreich fortgeführt. 2018 Der Verein hat 43 Mitglieder mit ca. 300 Bienenvölkern. 2019 Vereinsmitglied Uta Rauch erhält bei der Honigprämierung 2018 des Imkerverbandes Sachsen-Anhalt e.V. die Platzierungen „Gold“ und „Silber“
Imkerverein Roßlau und Umgebung 1911 e.V.